Neue Impulse und frische musikalische Akzente
Von Regina Sommer
RECKENFELD. Wenn das Ballenlager bebt, sorgen häufig virtuose Bläser für einen großartigen, kraftvollen Sound. So geschehen am Samstagabend beim Jahreskonzert des Reckenfelder Blasorchesters (RBO).
Vor ausverkauftem Haus präsentierten die bestens aufgelegten Musikerinnen und Musiker mit neuem Konzept ein breit gefächertes Programm.
Was war neu? In diesem Jahr stand erstmals Projektdirigent Simon Meads am Pult. Somit waren neue Impulse und frische musikalische Akzente garantiert. Dirigentin Verena Brockmann freute sich indes, wieder einmal an der Klarinette auf der Bühne Platz nehmen zu dürfen.
Bereits im Vorfeld vermittelte Simon Meads dem Orchester bei der ersten Gesamtprobe, was ihm wichtig ist: Präzision, Dynamik und vor allem ein gemeinsamer musikalischer Ausdruck. „Das Fundament ist gelegt – jetzt bringen wir Leben in die Musik“, lautete seine motivierende Ansage an das RBO.
Nun war es so weit: Beim feierlichen Jahreskonzert stellte jeder Einzelne sein ganzes Können unter Beweis. Die dargebotenen Werke reichten von symphonischer Blasmusik über moderne Arrangements bis hin zu spanischer Folklore.
Moderatorin Andrea Lehmkuhl erläuterte die Hintergründe der verschiedenen Stücke charmant und kurzweilig: „Beim Konzertwerk Aurora Borealis von Rossano Galante werden Sie garantiert in romantische Träumerei versetzt“, versicherte sie. Und die Träumerei gelang dem Publikum besonders gut, weil passend zur stimmungsvollen Musik imposante Nordlichter auf die Großleinwand projiziert wurden.
Auch das folgende Stück „El Camino Real“ von Alfred Reed begeisterte das Publikum. Zu Deutsch: „Der königliche Weg“ beschreibt eine Handelsstraße, die einst quer durch Spanien verlief.
Das RBO brachte in hervorragender Weise zum Ausdruck, wie musikalische Elemente der spanischen Folklore sich mit typischer, kraftvoller Orchesterhandschrift verbinden lassen. Der zuvor von Mead geforderte Anspruch nach „einem gemeinsamen musikalischen Ausdruck“ wurde somit vollends erfüllt. Starke rhythmische Strukturen, markante Fanfarenmotive und temperamentvolle Melodien riefen unweigerlich Assoziationen an spanische Tänze, Flamenco-Rhythmen und festliche Prozessionen hervor.
Auch das Jugendorchester unter der Leitung von Marlon Blondowski wusste zu überzeugen: Die jungen Musikerinnen und Musiker beleuchteten mit dem Medley „Music Gram Wicked“ von Stephen Schwartz die ungewöhnliche Freundschaft zwischen Elphaba, der späteren „Bösen Hexe des Westens“ und der populären Glinda.
In einem mitreißenden Medley aus dem Broadway-Musical „Wicked“ erzählten die jungen Bläser die Vorgeschichte zum „Zauberer von Oz“. „Das Jugendorchester hat sich als nächstes Stück „Schrei nach Liebe“ von der Band „Die Ärzte“ ausgesucht“, schilderte Lehmkuhl. Und sie ergänzte: „Es wurde 1993 geschrieben und ist als Zeichen gegen Rechts aktueller denn je.“
Besonders gut gelang dem RBO immer wieder die Balance zwischen musikalischer Wucht und feinster Klanggestaltung. Ruhige Werke mit solistischen Passagen – etwa für Klarinette, Flügelhorn oder Horn – setzten eindrucksvolle Akzente und sorgten für Gänsehautmomente im Saal.
Projektdirigent Simon Meads sorgte mit präziser Zeichengebung für ein stimmiges Gesamtbild. Die Register des RBO überzeugten beim Jahreskonzert auf ganzer Linie. Demzufolge dankte das begeisterte Publikum mit anerkennenden Ovationen nach anspruchsvollen Passagen und schließlich mit langanhaltendem Schlussapplaus.
Das Konzert des Reckenfelder Blasorchesters war ein voller Erfolg. Mit musikalischer Vielfalt, hoher Qualität und spürbarer Begeisterung bot das Ensemble einen Abend, der noch lange in Erinnerung bleiben wird.
